Ich habe mich schon früh in meiner Kindheit mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt, das mich seither stets begleitet hat. Im Studium wurde es endgültig zur Leidenschaft und gefestigten ethischen Grundhaltung. Ich war von 2004 bis 2009 an der Technischen Universität Dresden, bzw. an deren Fakultät für Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften in Tharandt und habe dort Forstwissenschaften studiert. Meine Diplomarbeit am Institut für Waldbau unter Professor Sven Wagner schrieb ich über ein Thema, das zunächst vielen absurd erschien, aber für mich Ausdruck der Notwendigkeit zu vernetztem Denken war: Die Wirkungen von Wäldern auf Atlantische Lachse. Die langwierige und neuartige Arbeit daran, die ohne Vorbilder auskommen musste, zahlte sich jedoch aus, denn sie wurde mit ’sehr gut‘ bewertet.
Dem vernetzten Denken bin ich seitdem treu geblieben, habe in Wien, an der Universität für Bodenkultur, wieder am Institut für Waldbau an meiner Dissertation geschrieben und mich immer mehr den integrativen Landnutzungsstrategien auch außerhalb des Waldes zugewandt. So beschäftigte ich mich seit dem Jahr 2008 mit der Anlage von Gärten zur Lebensmittelversorgung mit Fokus auf die Nutzung von Gehölzen. Ab 2011 kam der Aufbau von gemeinschaftlichen Lebens- und Arbeitsräumen auf dem Land dazu, was mich letztendlich dazu führte, die soziale Komponente immer stärker zu bedenken. Auch die Erlebnisse der massiven StudentInnenproteste 2009 an den österreichischen Universitäten trugen dazu bei, sowie der lebhafte Austausch mit Fachleuten aus anderen Disziplinen wie Ökologischem Landbau, Umwelt- und Bioressourcenmanagement, Solidarökonomie u.v.m.
So reifte über die Jahre eine Konzeption von Landnutzung heran, die die traditionellen Grenzen zwischen Forst- und Landwirtschaft hinter sich lässt und die Funktionen wieder in den Fokus der Nutzungsstrategien rückt. Wesentlichen Vorschub erhielten diese Konzepte durch die Begegnung mit Hendrik Gaede im Jahr 2013, die mich dazu brachte, wieder nach Deutschland zu gehen und mein Wissen in die Tat umzusetzen.
Heute, 2017, baue ich auf das Wissen der forstlichen Klassiker und die moderne Lehre an den forstlichen Fakultäten auf (voller Dankbarkeit über das Privileg sowohl in Tharandt, der Wirkstätte Heinrich Cottas, sowie der berühmten Alma Mater Viridis in Wien gelernt haben zu dürfen!) und komme in dieser Tradition zu Ergebnissen, die der jungen Permakultur nicht unähnlich sind, aber – so denke ich – noch darüber hinaus gehen und gleichwohl fundierter sind. Ich halte es tatsächlich mit den Worten Cottas (1819, ‚Die Baumfeldwirthschaft‘) : „Und was lässt sich entzückenderes denken, fühlen, empfinden, genießen, als ein Paradies auf Erden? Warum realisieren es unsere Güterbesitzer nicht – sie, die Herren von Grund und Boden? “
Eine solche ‚multifunktionale Landnutzung‘ ist möglich, wenn wir all die Erkenntnisse aus den verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft und die fundierten Erfahrungen von PraktikerInnen zusammenführen und dabei ein wenig Gespür für das Lebendige in Natur und Gesellschaft bewahren. Wir können jetzt sofort Systeme schaffen, die einen reichen Ertrag an Nahrung und anderen Gütern für uns produzieren und dabei Boden aufbauen, wiederstandfähig sind, Erosion verhindern, der Atmosphäre Kohlenstoff entziehen und den dringend benötigten Lebensraum zum Erhalt der biologischen Vielfalt schaffen. Dies an so vielen Orten wie möglich zu tun und andere VorreiterInnen und VisionärInnen zu unterstützen ist meine Aufgabe.
Bei Interesse stehe ich jederzeit dafür zur Verfügung.
Dipl.-Forstwirt Philipp Gerhardt